Provisionen in der Hochzeitsbranche: Herzensempfehlung oder Geschäft mit dem Geld?
Provisionszahlungen und Kooperationsverträge – ein Thema, das mir immer wieder in unterschiedlichen Kontexten und mit verschiedenen Dienstleistern begegnet. Provisionen in der Hochzeitsbranche sind in meinen Augen ein heikles Thema, weil hier viele Interessen zusammen kommen und Transparenz immer eine große Rolle spielt!
Aber wie funktioniert das eigentlich mit Provisionen unter Hochzeitsdienstleistern? Welche Argumente sprechen ganz klar dafür und wann ist das Prinzip „Geld gegen Empfehlung“ doch vielleicht keine so gute Idee? Und wie hoch fällt so eine Provision überhaupt aus?
Das Prinzip der Provisionen in der Hochzeitsbranche – wie funktioniert’s?
Klassischerweise ist eine Provisionsvereinbarung so aufgebaut, dass ein*e andere*r Dienstleister*in dich an ein Hochzeitspaar weiterempfiehlt und einen prozentualen Anteil deines Honorars erhält, solltest du den Auftrag mit dem Paar abschließen.
Dieses Prinzip finden wir sehr häufig bei Wedding-Plannern, da sie sozusagen für die „Auftragsverteilung“ an andere DL gesucht werden.
Aber nicht nur Hochzeitsplaner*innen, auch andere Dienstleister wie Musiker*innen, Locations oder Fotograf*innen empfehlen sich weiter, mit einem „extra Bonus“ in Form von einer Provision.
Welche Argumente sprechen für Provisionsvereinbarungen unter Hochzeitsdienstleistern, welche dagegen?
Pro:
- Qualitätsversprechen: Das Hochzeitspaar kann davon ausgehen, dass die Empfehlung Hand und Fuß hat und darf darauf vertrauen, dass die empfohlene Dienstleister*in einen tollen Job macht!
- Keine Werbungskosten: Als Trauredner*in hast du keine Kosten für Marketing & Co., weil die Vermittlung über jemand anderen geht.
- Wertschätzung: Als Vermittler wirst du durch die Beteiligung am Gewinn für deinen Vertrauensvorschuss der Empfehlung wertgeschätzt.
- #better togehter: Ich bin immer für Zusammenarbeit zwischen Dienstleistern! Und die wird durch Provisionen in der Branche gefördert, das ist definitiv ein Win-Win. 😉
Contra:
- Wettbewerbsverzerrung: Sobald nur noch Dienstleister weiterempfohlen werden, bei denen Provision fließt oder diejenigen priorisiert werden, die am meisten Provision geben, wird es schwierig! Denn eigentlich wollen wir doch für unsere Brautpaare nur das Beste. Und kann ich das wirklich sicherstellen, wenn ich mich so stark von Provisionen abhängig mache?
- Vertrauensverlust des Hochzeitspaars: Das ist die Gefahr bei intransparenter Kommunikation. Wenn Paare erfahren, dass du für die Weiterempfehlung eines anderen Dienstleisters eine Provision erhalten hast, könnte bei ihnen das Gefühl entstehen, dass diese Vermittlung nicht von Herzen und aus Überzeugung kam, sondern rein aus einem Profitgedanken.
Sind Provisionen in der Hochzeitsbranche ein Win-Win oder ein Win-Lose auf Kosten des Brautpaares?
Eins vorweg: Ich habe gar nichts gegen Provisionen, die zwischen Dienstleistern in der Branche fließen. Ich finde nur, dieses Thema sollte transparent kommuniziert werden, denn es kann auch ganz schnell zulasten des Brautpaars gehen.
Nämlich dann, wenn Provisionen noch zusätzlich auf ohnehin schon gestellte Honorare draufgepackt werden.
Meine Meinung: Hier darf es nicht ums Geld verdienen gehen, denn wir als Dienstleister sollten uns klarmachen, dass wir unser Geld nicht damit verdienen hohe Provisionen zu kassieren, sondern damit, dass wir unsere Dienstleistung an Paare anbieten. Von unserem Honorar sollten wir schon gut leben können – ist das nicht der Fall, darfst du hier gerne nochmal hinschauen. 😉
Ich finde es überhaupt nicht verwerflich, wenn eine Traurednerin oder ein Trauredner, der sich ein erfolgreiches Business aufgebaut hat und sich in der Hochzeitsbranche einen Namen gemacht hat, aber nicht mehr alle Anfragen bedienen kann, Empfehlungen an Brautpaare weitergibt – und das eben gegen eine gewisse Provision.
So viel ist klar: Wir müssen alle von unserer Selbstständigkeit leben und investieren auf verschiedene Arten in unser Business (ob mit Arbeit, bezahlten Ads etc.). Da ist es nur nachvollziehbar, wenn man nicht bereit ist, Kontakte kostenfrei weiterzureichen.
Am Ende entscheidet jeder aus der Hochzeitsbranche selbst, ob er oder sie mit Provisionen und Kooperationsverträgen arbeiten möchte.
Alternativen zu klassischen Vereinbarungen über Provisionen
Was ich noch viel besser als eine klassische Provisionsvereinbarung finde – vor allem dann, wenn sie dem Brautpaar gegenüber nicht transparent gemacht wird, was in der allerwenigsten Fällen so ist: die Provision viel mehr als eine Art Wertschätzung zu sehen demjenigen gegenüber, von dem ich den Auftrag bekommen habe. Diese Person möchte ich in irgendeiner Art und Weise an dem Gewinn teilhaben lassen, den ich durch den Sonderauftrag gemacht habe.
Das kann natürlich in Form Bargeld sein, aber auch als ein einfaches Geben und Bekommen – solange es ausgewogen ist! Empfiehlt die eine die andere weiter und andersherum? Oder ist das nicht der Fall? Dann ist es verständlich, wenn jemand lieber zur Provisionsvereinbarung greift.
Eine weitere schöne Alternative zur Barzahlung kann auch eine Einladung zum Abendessen oder auf ein (oder auch mehr) Bierchen sein. 😉
Wie hoch kann die Provision ausfallen?
Auch hier gibt es wieder sehr unterschiedliche Vorgehensweisen! Provisionsvereinbarungen beginnen bei 5 % des Honorars und können auch hoch bis 10, 20, 30 oder sogar 40 % gehen. Letzteres ist in meinen Augen jedoch weit über dem angemessenen Satz und hat definitiv nichts mehr mit einer Empfehlung von Herzen zu tun.
Sonderfall Agenturen. Fällt das auch unter Provisionen in der Hochzeitsbranche?
Die Zusammenarbeit mit Agenturen kann man sehr gut mit den Provisionen unter Dienstleistern der Branche vergleichen. Du wirst über eine Agentur gebucht und gibst dafür einen Teil deines Honorars ab.
Häufig musste ich leider die Erfahrung machen, dass Redner und Rednerinnen von Hochzeitsagenturen für viel mehr Geld „verkauft“ werden als sie bekommen. Ein Beispiel: Du erhältst für deine Dienstleistung Rede schreiben, vortragen mit allem drum und dran 800 EUR. Die Agentur verkauft diese Dienstleistung für 1300 EUR – das ist eine Differenz von 500 EUR oder fast 40 %, ganz schön viel!
Transparenz ist hier das große Stichwort. Denn meistens wird das nicht an das Paar kommuniziert. An dieser Stelle würde ich mal die gewagte These aufstellen, dass die meisten Hochzeitspaare ihre Trauredner nicht mehr über Agenturen buchen würden, sondern direkt, wenn sie wüssten, wie hoch diese Provisionen in der Hochzeitsbranche ausfallen.
Provisionen in der Hochzeitsbranche – Ja oder Nein? Mein Fazit.
Ich bin für Herzensempfehlungen! Die müssen von Herzen kommen und für mich muss nicht zwangsläufig eine Provision dahinter stehen. Das ist auch mein moralischer Anspruch, den ich gerne in die Welt hinaus tragen will. Ich gebe gerne einen Vertrauensvorschuss durch eine Empfehlung, wenn ich überzeugt von der Arbeit der anderen Traurednerin oder eines DJs oder Fotografen bin. Und ich kann nur sagen: Ich wurde noch nie enttäuscht. 😉
Wenn es aber um das Thema Wertschätzung geht und nicht der Geld-verdienen-Gedanke im Vordergrund steht, finde ich Provisionen in der Hochzeitsbranche auch eine tolle Möglichkeit! Gerade wenn du schon viel Zeit und Energie in deinen Business Aufbau gesteckt hast und ein ungutes Gefühl dabei entsteht, heiße Kontakte for free weiterzugeben.
Mir ist Transparenz an dieser Stelle allerdings extrem wichtig, denn ich möchte nicht, dass das Vertrauensverhältnis zu meinen Hochzeitspaaren in irgendeiner Form leidet. Es ist ein Geben & Bekommen und das im ausgewogenen Maße.
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Deine Inken